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dpa-AFX: Zerstörter Kachowka-Staudamm: Wasser flutet weiter das Gebiet Cherson

KIEW (dpa-AFX) - Nach der Zerstörung des Kachowka-Damms im Kriegsgebiet
Cherson im Süden der Ukraine fließen weiter Wassermassen aus dem Stausee ab. Der
Wasserstand in dem See sei binnen 24 Stunden um einen Meter gesunken und liege
mit Stand Donnerstagmorgen (7.00 Uhr MESZ) bei 13,05 Meter, teilte der
staatliche Wasserkraftwerksbetreiber Ukrhydroenergo in Kiew mit. Das Mauerwerk
nehme derweil immer größeren Schaden. Durch den zertrümmerten Staudamm fließt
das Wasser im Moment ungehindert ab.

Gemeinsam mit dem staatlichen Energieversorger Ukrenerho würden nun
Maßnahmen ausgelotet, um die negativen Folgen durch die Schäden am
Kachowka-Wasserkraftwerk zu mindern, teilte der Konzern weiter mit. So solle
etwa die Arbeitsweise anderer Wasserkraftwerke und Staudämme oberhalb der
zerstörten Anlage auf dem Fluss Dnipro geändert werden, um mehr Wasser vor der
Station Kachowka zu stauen und den Druck und die Überschwemmungen im Süden des
Landes zu reduzieren.

In der Gebietshauptstadt Cherson zeigte der Hochwasserpegel am
Donnerstagmorgen 5,61 Meter an, wie der ukrainische Militärgouverneur Olexander
Prokudin mitteilte. Laut Behörden laufen die Evakuierungen aus überschwemmten
Wohnungen und Häusern. Aber viele Menschen wollten das Gebiet nicht verlassen,
sagte Produkin. Die Gebietshauptstadt ist unter ukrainischer Kontrolle - anders
als der Großteil der Region auf der linken Uferseite, die von russischen Truppen
besetzt ist. Wegen der Kriegshandlungen ist die Arbeit von Helfern erschwert und
gefährlich.

Nach ukrainischen Angaben sind derzeit 600 Quadratkilometer unter Wasser,
darunter 32 Prozent auf von Kiew kontrolliertem Gebiet, 68 Prozent auf von
Moskau besetztem Territorium. Der Staudamm war in der Nacht zum Dienstag
zerstört worden. Die Ukraine beschuldigt russische Truppen, das Wasserkraftwerk
vermint und dann gesprengt zu haben. Dagegen behauptet Russland, der Staudamm
sei durch ukrainischen Beschuss zerstört worden.

Experten halten es auch für möglich, dass der von Russland seit langem
kontrollierte Staudamm schlecht gewartet und unter dem Druck der Wassermassen
zerstört wurde. Diskutiert wird international die Möglichkeit einer Untersuchung
zu den Hintergründen der Katastrophe. Russland hatte die Ukraine am 24. Februar
2022 überfallen und kurz danach weite Teile des Gebiets Cherson
besetzt./mau/DP/mis

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