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dpa-AFX: ROUNDUP 2: Fresenius traut sich dank Radikalkur wieder mehr zu

(neu: Aussagen aus der Konferenz, Aktienkurs)

BAD HOMBURG (dpa-AFX) - Nach schwierigen Corona-Jahren kommt der
Gesundheitskonzern Fresenius langsam wieder auf die Beine.
Fortschritte in seinem Sparprogramm sowie Zuwächse im Krankenhausgeschäft und in
der Arzneisparte Kabi verhalfen dem Dax-Konzern 2023 zu einem
überraschend hohen Ergebnis im Tagesgeschäft. Im laufenden Jahr soll dieses
Ergebnis noch stärker zulegen, wie Fresenius am Mittwoch in Bad Homburg
mitteilte. An der Börse kamen die Nachrichten gut an - obwohl die Entflechtung
vom Dialyseanbieter Fresenius Medical Care (FMC) dem Konzern
unter dem Strich einen hohen Verlust einbrockte.

Die Fresenius-Aktie legte am Morgen zeitweise um fast fünf Prozent zu, doch
bis zur Mittagszeit schrumpfte das Kursplus auf rund ein Prozent.
Branchenexperte David Adlington von JPMorgan wertete die Ergebnisse des vierten
Quartals als ordentlich. Die Geschäftsziele für 2024 seien zwar schwächer als
gedacht, erschienen ihm aber erneut konservativ.

Fresenius hat schwierige Jahre hinter sich. In der Pandemie mussten viele
Operationen abgesagt werden, einige Arzneien waren daher weniger gefragt.
Zugleich gab es bei der Dialysetochter FMC viele Todesfälle unter den Patienten.
Zu schaffen machte dem Konzern auch ein misslungener Übernahmekurs, der die
Schulden in die Höhe trieb. Fresenius-Chef Michael Sen begann kurz nach seinem
Amtsantritt im Oktober 2022 mit einem Umbau des Konzerns und treibt ihn nun
weiter voran.

Auch 2024 soll die Senkung der Kosten im Vordergrund stehen, ebenso
Effizienzgewinne und der Abbau der hohen Schulden. Zudem setzt Fresenius auf
weiteres organisches Wachstum bei seinen wichtigsten Standbeinen Helios und
Kabi, auch durch einen größeren Fokus auf Innovationen, wie Sen am Mittwoch
erläuterte. Übernahmen schloss er abermals vorerst aus. "Dauerhaft ist das
natürlich nicht passé", doch müsse sich Fresenius dies leisten können.

Für 2024 stellte Sen konzernweit ein organisches Umsatzwachstum von drei bis
sechs Prozent in Aussicht. Das bereinigte Betriebsergebnis (bereinigtes Ebit)
soll abseits der Wechselkurse um vier bis acht Prozent zulegen. Damit soll sich
das Ergebniswachstum im Vergleich zum Vorjahr noch beschleunigen.

2023 sei ein "Jahr des Um- und des Aufbruchs" gewesen, sagte Sen. "Wir haben
den Fokus geschärft, wir haben Strukturen entknotet und gestrafft und unsere
Performance verbessert."

Fresenius konzentriert sich nun auf sein Klinikgeschäft rund um Deutschlands
größte Krankenhausgesellschaft Helios und den Generikahersteller Kabi. Die
frühere Tochter Fresenius Medical Care (FMC) ist inzwischen vom Konzern
entflochten und wird nur noch als Finanzbeteiligung behandelt. Auch beim
trudelnden Klinikdienstleister Vamed hat das Management erfolgreich umgebaut, im
Schlussquartal erreichte das österreichische Unternehmen das zweite Mal infolge
wieder schwarze Zahlen. Dabei feilte Fresenius konzernweit weiter an seinen
Kosten und verbesserte Abläufe im Betrieb. Auch die Trennung von Randbereichen
zählte zum Umbau.

Diese Maßnahmen zahlten sich bisher aus. Bei einem Umsatzplus von vier
Prozent auf rund 22,3 Milliarden Euro kletterte das um Sondereinflüsse
bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) um drei Prozent
auf knapp 2,3 Milliarden Euro. 2022, als FMC noch komplett zum Konzern gezählt
wurde, hatte Fresenius beim Betriebsergebnis noch einen Rückgang verdauen
müssen.

Die bilanzielle Entflechtung vom Dialysespezialisten Fresenius Medical Care
(FMC) sorgte im vergangenen Jahr allerdings für tiefrote Zahlen, wie Fresenius
weiter mitteilte. Wegen hoher Wertberichtigungen wies Fresenius unter dem Strich
einen Verlust von 594 Millionen Euro aus - nach einem Gewinn von knapp 1,4
Milliarden ein Jahr zuvor. Zudem hätten Aufwendungen im Zusammenhang mit dem
Umbau des Klinikdienstleisters Vamed sowie Kosten für das Sparprogramm und der
Verkauf von Geschäftsteilen am Ergebnis gezehrt, hieß es. Die roten Zahlen
sollten sich aber nicht wiederholen, betonte Finanzchefin Sara Henniken. Es
handle sich um einen Einmaleffekt.

Die Loslösung von FMC gilt als wichtigster Schritt bei der Neuaufstellung
bei Fresenius. Der Dialysespezialist hatte in der Pandemie mit steigenden Kosten
und Pflegekräftemangel zu kämpfen. Nach mehreren Gewinnwarnungen trieb Sen die
bilanzielle Entflechtung von FMC voran. Ende November wurde FMC in eine
Aktiengesellschaft umgewandelt. Damit muss der Mutterkonzern FMC nicht mehr voll
in die Bilanz aufnehmen, sondern kann das Sorgenkind entsprechend der
Beteiligung von rund einem Drittel berücksichtigen. Fresenius behandelt FMC
inzwischen nur noch als Finanzbeteiligung, ebenso wie die Projekttochter Vamed.

Bei der Trennung von Randbereichen ist der Konzern inzwischen fortgekommen.
Eine Handvoll wollte Sen nach eigenen Worten veräußern. Nun stünden noch "ein,
zwei kleinere Geschäfte in der Pipeline", erklärte er. Der Konzern hatte sich im
vergangenen Jahr unter anderem von den Kinderwunschkliniken der Eugin-Gruppe
getrennt. Presseberichten zufolge laufen zudem Gespräche über die Reha-Kliniken
von Vamed.

Auch bei seinem Sparprogramm kam Fresenius zuletzt schneller voran als
geplant und konnte eigene Ziele übertreffen. Der Konzern hebt deshalb seine
Sparziele ein weiteres Mal an. Bis Ende 2025 will Fresenius nachhaltig jährlich
400 Millionen Euro einsparen und damit das Betriebsergebnis positiv
beeinflussen. Bisher hatte sich Sen 350 Millionen zum Ziel gesetzt.

Wie bereits bekannt müssen die Aktionäre diesmal auf eine Dividende
verzichten. Denn Fresenius hatte wegen der gestiegenen Energiekosten Hilfe aus
Steuermitteln in Anspruch genommen und müsste das Geld sonst laut Gesetz
zurückzahlen. Für die Zukunft hält die Konzernspitze jedoch an ihrem Plan fest,
die Dividende jährlich zu steigern oder mindestens auf dem Niveau des Vorjahres
zu halten./tav/als/stw/jha/

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