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dpa-AFX: ROUNDUP/Denkfabrik: EU-Länder müssen mehr tun für Finanz-Wissen der Bürger

BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die EU-Länder müssen nach Ansicht von Experten mehr tun,
um die finanzielle Allgemeinbildung insbesondere bei Frauen und jungen Menschen
zu verbessern. Alle EU-Länder hätten eine nationale Strategie zur finanziellen
Allgemeinbildung oder seien dabei, eine solche zu entwickeln, heißt es in einem
am Freitag veröffentlichten Bericht der Brüsseler Denkfabrik Bruegel. "Es
besteht die dringende Notwendigkeit, diese Strategien umzusetzen, die
Fortschritte im Laufe der Zeit zu überwachen und bewährte Verfahren
festzulegen", schreiben die Autoren. Auch angemessene finanzielle Unterstützung
sei notwendig.

Da Finanzdienstleistungen zunehmend digitalisiert werden, müsse besonderes
Augenmerk auf den digitalen Fähigkeiten in Bezug auf Finanzwissen liegen, so die
Experten.

Gerade die finanzielle Allgemeinbildung von Frauen sei rückständig, was sie
anfällig mache für Armut, insbesondere im Ruhestand, heißt es weiter. Wer über
ein größeres Finanzwissen verfüge, sei finanziell weniger anfällig - und
beteilige sich eher an den Finanzmärkten. Die EU möchte, dass sich mehr
Kleinanleger an den Finanzmärkten beteiligten, damit mehr Kapital für den grünen
und digitalen Wandel zur Verfügung steht.

Bundesfinanzminister Christian Lindner sagte, Deutschland habe einen enormen
Nachholbedarf in der finanziellen Bildung. "Das ist auch eine Frage sozialer
Gerechtigkeit. Denn wenn Menschen schlechte Urteile über ihr eigenes Geld
treffen, dann sind sie benachteiligt gegenüber denjenigen, die besser umgehen
mit ihren Möglichkeiten", so der FDP-Politiker am Freitag bei einem Treffen mit
seinen EU-Amtskollegen im belgischen Gent. Die Bundesregierung habe daher eine
Initiative zur finanziellen Bildung auf den Weg gebracht. Mit Blick etwa auf
ältere Menschen oder Menschen mit Migrationshintergrund müssten die
Anstrengungen verstärkt werden - etwa mit zielgenaueren Angeboten von
Institutionen bis zu Influencern.

Eine Umfrage der EU-Kommission hatte im vergangenen Sommer ergeben, dass nur
jeder Zweite in der EU über durchschnittliches Finanzwissen verfüge. Bei der
Umfrage wurde auch ein geschlechtsspezifisches Gefälle von Männern zu Frauen
deutlich.

Bei dem Treffen der EU-Finanzministerinnen und -minister an diesem Freitag
und Samstag steht eine Diskussion über die allgemeine Finanzkompetenz der
EU-Bürgerinnen und Bürger auf der Agenda. Unter anderem der Bruegel-Bericht soll
Grundlage der Debatte sein./rdz/DP/mis

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