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dpa-AFX: ROUNDUP 2: Allianz erhöht Gewinn kräftig - Mehr Dividende

(neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Analysten, Kurs aktualisiert)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Deutschlands größter Versicherungskonzern Allianz
meldet trotz schwacher Konjunktur in vielen Teilen der Welt
Rekordgewinne. Das operative Ergebnis stieg im vergangenen Jahr um 6,7 Prozent
auf 14,7 Milliarden Euro, wie der Münchner Dax -Konzern am Freitag
mitteilte. Eine maßgebliche Rolle dabei spielten Preiserhöhungen, mit denen die
Allianz die Kosten der Inflation an die Kundschaft weitergab. Der auf die
Aktionäre entfallende Gewinn legte sogar um ein Drittel auf 8,5 Milliarden Euro
zu. Dementsprechend will die Allianz ihre diesjährige Ausschüttung um 21 Prozent
auf 13,80 Euro Dividende je Aktie erhöhen.

Vorstandschef Oliver Bäte sprach von einem "sehr, sehr erfolgreichen Jahr"
und sagte, der Konzern habe die mit Abstand stärkste Marke der Branche. Die
Entwicklung des Börsenkurses ist eine der Prioritäten des Vorstands. Bäte hatte
neben der Dividendenerhöhung eine zweite Botschaft, die den Finanzmarkt erfreuen
sollte: Künftig will der Konzern, der weltweit gut 150 000 Menschen beschäftigt,
regelmäßig 60 Prozent seines Gewinns ausschütten - statt wie bisher die Hälfte.

Die Börse reagierte dennoch enttäuscht: Bis zur Mittagszeit gab die
Allianz-Aktie in Frankfurt um 2,7 Prozent nach, obwohl der Dax insgesamt
zulegte. In den vergangenen zwölf Monaten waren die Allianz-Papiere jedoch
kräftig gestiegen. Am Markt war daher von Gewinnmitnahmen die Rede. Über 250
Euro war der Allianz-Kurs zuletzt auf einem Hoch seit mehr als 20 Jahren
angekommen.

Analyst Hadley Cohen von der Deutschen Bank bezeichnete die Ergebnisse als
"gemischt". Das Jahresergebnis des Versicherers sei insgesamt solide und
unspektakulär gewesen, notierte hingegen DZ-Bank-Analyst Thorsten Wenzel. Von
der höheren Ausschüttungsquote zeigte sich der Experte zwar überrascht, diese
entspreche aber auch dem Sektortrend und gehe mit einem etwas niedrigeren
Aktienrückkaufvolumen einher.

Die Prognose für dieses Jahr fällt eher vorsichtig aus: Bäte und die neue
Finanzvorständin Claire-Marie Coste-Lepoutre stellten 14,8 Milliarden Euro
operativen Gewinn in Aussicht, mit der üblichen Spanne von plus/minus einer
Milliarde. Der Mittelwert wäre zwar kaum mehr als im vergangenen Jahr, der
Vorstand peilt jedoch die obere Hälfte an: "Das lässt viel Spielraum für
Übererfüllung", sagte Coste-Lepoutre.

Bäte betonte, dass alle "drei Zylinder" des Allianz-Geschäfts gut gelaufen
seien: die Schaden- und Unfallversicherung, Lebens- und private
Krankenversicherung sowie die Vermögensverwaltung. Die Schaden- und Unfallsparte
steigerte ihr Ergebnis um vergleichsweise bescheidene 1,6 Prozent auf 1,6
Milliarden Euro. Das lag neben gestiegenen Schäden für Naturkatastrophen auch an
der Inflation, die die Reparaturkosten für Autos und Gebäude in neue Höhen
trieb.

Vor allem die Kfz-Versicherung ist für viele Versicherer derzeit eher
Ärgernis als Freude: "In der Autoversicherung hatten wir absurde Preiserhöhungen
bei Ersatzteilen und Reparaturkosten. Wir haben einige Werkstätten, die 300 Euro
pro Stunde für die Reparatur eines Elektroautos verlangen", klagte Bäte. "Das
ist es, was wirklich die Preise treibt, nicht die Profite der Versicherer." In
vielen europäischen Märkten mache die Kfz-Versicherung Verluste.

Maßgeblich zurückzuführen war das Rekordergebnis auf die
Leben/Gesundheit-Sparte, die allein ihr operatives Ergebnis von 4,2 Milliarden
auf 5,2 Milliarden Euro steigern konnte. Abgesehen vom Versicherungsgeschäft
zählt die Allianz auch zu den international großen Vermögensverwaltern: Ende
2023 hatte der Konzern insgesamt 2,2 Billionen Euro fremder und eigener Gelder
angelegt. Das war zwar etwas mehr als ein Jahr zuvor, doch der operative Gewinn
ging von 3,2 Milliarden auf 3,1 Milliarden zurück. Ursache waren
Wechselkurseffekte. Der schwächere Dollar trübte auch die Finanzanlageergebnisse
anderer Konzerne./cho/DP/nas

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