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dpa-AFX: ROUNDUP: Stellenabbau drückt Gewinn von Dürr - Umsatzausblick etwas vorsichtiger

BIETIGHEIM-BISSINGEN (dpa-AFX) - Der Maschinenbauer Dürr
dürfte im laufenden Jahr in der Tendenz weniger stark wachsen als bisher in
Aussicht gestellt. Das Management rechnet für 2024 mit zwei bis acht Prozent
Umsatzplus anstatt wie bisher mit fünf bis zehn Prozent, wie das Unternehmen am
Dienstag im baden-württembergischen Bietigheim-Bissingen mitteilte. Die mittlere
Analystenschätzung liegt eher am oberen Ende der avisierten Bandbreite.

Im vergangenen Jahr verfehlten die Schwaben teilweise die Markterwartungen.
Auf den Gewinn drückte dabei auch der geplante Stellenabbau bei der
Konzern-Tochter Homag, in der das Geschäft mit Holzbearbeitungsmaschinen
gebündelt ist.

Die im Kleinwerteindex SDax notierte Dürr-Aktie legte
trotzdem zu. Am frühen Nachmittag notierte das Papier fast vier Prozent höher.
Allerdings ist die Aktie immer noch deutlich billiger als vor einer
Gewinnwarnung, die die Kurstalfahrt im vergangenen Herbst beschleunigt hatte.

Im Oktober hatte die Gewinnwarnung von Dürr für einen Einbruch der Aktie
gesorgt und damit eine deutliche Lücke im Kurschart gerissen. Das Papier fiel
seinerzeit auf ein Tief seit Mai 2020, von dem es sich bisher nicht nachhaltig
erholt hat. Trotz der aktuellen Gewinne hat sich verglichen mit dem Zwischenhoch
vor rund einem Jahr der Aktienkurs fast halbiert. Momentan ist Dürr an der Börse
gut 1,4 Milliarden Euro wert.

Das Management strebt 2024 einen Umsatz zwischen 4,7 bis 5,0 Milliarden Euro
an. Vom Unternehmen befragte Experten in Analysehäusern und Banken rechneten
zuletzt im Schnitt mit Erlösen in Höhe von 4,9 Milliarden Euro. Vom Umsatz
sollen nach Unternehmensangaben 4,5 bis 6 Prozent als operativer Gewinn vor
Zinsen, Steuern und Sondereffekten bleiben.

2023 stieg der Umsatz im Vergleich zu 2022 um 7,3 Prozent auf mehr als 4,6
Milliarden Euro, laut Dürr ein Rekordwert. Die Zuwächse seien von allen
Geschäftsbereichen getragen worden, hieß es in der Mitteilung. Auch Homag habe
so viel Umsatz erzielt wie noch nie und seine Marge verbessert, führte
Konzernlenker Jochen Weyrauch in der Bilanzpressekonferenz aus. Er sprach von
einem "operativ guten Jahr".

Im Tagesgeschäft verdiente das Unternehmen vorläufigen Berechnungen zufolge
mit 280,4 Millionen Euro gut ein Fünftel mehr, was einer bereinigten operativen
Ergebnismarge von 6,1 Prozent entspricht. Inklusive Sonderaufwendungen ging der
operative Gewinn jedoch zurück und die entsprechende Marge verschlechterte sich
auf 4,1 Prozent, womit Dürr die eigene Prognose verfehlte. Dies lag an höheren
Rückstellungen für Restrukturierungen, etwa für den Stellenabbau bei Homag. Nach
Steuern fiel der Gewinn um rund 18 Prozent auf gut 110 Millionen Euro.

Analysten wie Sven Weier von der Schweizer Bank UBS sprachen von einem
"durchwachsenen Zahlenwerk". Die Ergebnis- und Gewinnziele enttäuschten ihn.
Sein Kollege Peter Rothenaicher lobte indes den freien Barmittelzufluss in Höhe
von 129 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Seiner Meinung nach ist außerdem die
vom Management ausgegebene Prognose für das laufende Jahr angesichts der
niedrigeren Kapazitätsauslastung bei Homag als "vorsichtig optimistisch" zu
werten.

Wie bereits angekündigt sollen bei Homag rund 600 von knapp 7500 Stellen
entfallen, davon 350 in Deutschland. Für einvernehmliche Lösungen wie
Aufhebungsverträge seien etwas mehr als 50 Millionen Euro der gebildeten
Rückstellungen vorgesehen, sagte Finanzchef Dietmar Heinrich. Das Ziel sei es
nach wie vor, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Das Management konnte
dies auf Nachfrage am Dienstag aber nicht ausschließen.

Damit das Geschäft mit der Anlagen zur Holzverarbeitung wieder anziehen
kann, braucht es nach Ansicht von Dürr-Chef Weyrauch unter anderem vereinfachte
Genehmigungsverfahren. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass sich die
momentan ausgeprägte Nachfrageschwäche im Möbel- und Bausektor langfristig
wieder erhole. Momentan gebe es bei Homag teilweise Kurzarbeit, berichtete der
Vorstand. Dies sei auch in anderen Geschäftsbereichen zwar nicht auszuschließen,
sei allerdings "nicht im großen Stil" zu erwarten.

Für die Aktionäre stellte Vorstandschef Weyrauch eine weitestgehend stabile
Dividende in Aussicht. 2022 hatte Dürr 0,70 Euro je Aktie gezahlt, Experten in
Analysehäusern und Investmentbanken rechnen für das Geschäftsjahr 2023 mit 0,75
Euro. Ihm fiele nicht viel ein, den Erwartungen der Analysten zu widersprechen,
sagte der Manager. Er betonte aber, dass die Ausschüttung noch beschlossen
werden müsse.

Den vollständigen Geschäftsbericht mit endgültigen Zahlen will Dürr am 20.
März vorlegen./lew/tav/mis

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