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dpa-AFX: Windpark Altötting: Marktler Bürger entscheiden im Juni über Windräder

MARKTL (dpa-AFX) - In der Marktgemeinde Marktl im oberbayerischen Landkreis
Altötting sollen die Bürger im Juni über den Bau von Windrädern auf ihrem
Gemeindegebiet als Teil des größten bayerischen Windparks entscheiden. Der
Gemeinderat beschloss in seiner Sitzung am Dienstagabend ein Ratsbegehren, wie
Bürgermeister Benedikt Dittmann am Mittwoch mitteilte. Die Abstimmung solle mit
der Europawahl am 9. Juni stattfinden. Geplant sind auf dem Gemeindegebiet nach
derzeitigem Stand drei von 40 Anlagen im Altöttinger Forst.

Ende Januar hatten die Bürgerinnen und Bürger in der Nachbargemeinde Mehring
in zwei Bürgerentscheiden den Bau von Windanlagen abgelehnt. Allein auf
Mehringer Gebiet sollten rund zehn Windräder entstehen.

Das Nein der Mehringer zu dem bayerischen Prestigeprojekt hatte erheblich
für Wirbel und für Streit um die politische Verantwortung gesorgt. Am Montag
reiste Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) in die Region, um für
den Windpark zu werben - denn auch in weiteren Orten sammelt die
Bürgerinitiative "Gegenwind Altötting" Unterschriften für Bürgerbegehren.

In Marktl hatte der Gemeinderat ein Bürgerbegehren wegen einer zu
unbestimmten Fragestellung abgelehnt und stattdessen das Ratsbegehren auf den
Weg gebracht. In der Gemeinderatssitzung sei nun Vertretern der Bürgerinitiative
Rederecht eingeräumt worden, sie hätten der Fragestellung zugestimmt, hieß es.
Diese lautet: "Sind Sie dafür, dass die Marktgemeinde Marktl ihr gemeindliches
Einvernehmen zum Bauvorhaben der Errichtung der Windkraftanlagen auf den
Flurnummern 4, 11 und 12 der Gemarkung Daxenthaler Forst im Gemeindegebiet
Marktl erteilt?"

Inzwischen brodelt es innerhalb der Bürgerinitiative. Just vor dem Besuch
Aiwangers traten drei Mitglieder wegen zunehmenden Erstarkens von Anhängern der
AfD in der Initiative von ihren Ämtern zurück und verließen die Gruppe. "Das
ganze Vorhaben ist mittlerweile viel zu groß und bedeutend geworden, um das Feld
nun politischen Strömungen fernab der Mitte zu überlassen", teilten die
ausgetretenen Mitglieder mit. Dies sei "für uns moralisch in keiner Weise mehr
vertretbar", da "unsere Werte unvereinbar mit den Ansätzen der AfD sind".

Die geplanten 40 Windräder könnten mit einer Gesamtleistung von 288 Megawatt
rechnerisch rund 150 000 Haushalte mit Windstrom versorgen. Der Windpark soll
auch dem bayerischen Chemiedreieck mit Tausenden Arbeitsplätzen zusätzliche
Energie liefern. Etwa zehn Prozent des dort benötigten Stroms, so heißt es,
könnten mit dem Wind produziert werden./sd/DP/mis

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