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dpa-AFX: ROUNDUP/Stellenabbau: Evonik strafft Verwaltung - Operativer Gewinn soll wachsen

ESSEN (dpa-AFX) - Der Chemiekonzern Evonik streicht im Zuge
eines Verwaltungsumbaus viele Stellen. Bis zu 2000 von insgesamt rund 33 000
Stellen entfallen, rund 1500 davon in Deutschland, wie der
MDax-Konzern am Montag in Essen mitteilte. Die jährlichen Kosten
sollen nach Abschluss des Programms 2026 um rund 400 Millionen Euro niedriger
liegen als bisher, erste Auswirkungen werde es bereits 2024 geben. Dank solcher
und anderer Einsparungen wollen die Essener den operativen Gewinn 2024 in einem
weiterhin schwierigen Umfeld zumindest leicht steigern. Die Aktie legte am
Vormittag um 1,8 Prozent auf 17,48 Euro zu.

Evonik hatte bereits im September angekündigt, die Verwaltung auf Basis
eines - zu erarbeitenden Modells - spürbar straffen zu wollen. "Die erste Phase
ist jetzt abgeschlossen", hieß es nun am Montag im Zuge der Vorlage der
Geschäftszahlen für 2023. Die neue Organisation solle bis Ende 2026 etabliert
werden. Die Anzahl der Hierarchieebenen unterhalb des Vorstands werde auf
maximal sechs reduziert, Prüf- und Freigabeverfahren sollen erheblich
beschleunigt werden.

Das Vorgehen ähnelt dem des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer
, der die Verwaltung aktuell auch verschlankt, um Bürokratie
abzubauen und agiler zu werden. Wie bei Bayer werden auch bei Evonik
überproportional viele Führungspositionen von den Streichungen betroffen sein.
"Wie der geplante Stellenabbau im Detail sozialverträglich gestaltet wird,
werden Vorstand und Mitbestimmung in den kommenden Wochen verhandeln", erklärte
Evonik.

Ebenfalls am Montag gab Evonik bekannt, einen Käufer für das Geschäft rund
um saugstarke Materialien etwa für Windeln gefunden zu haben. Das
Superabsorber-Geschäft geht für einen niedrigen dreistelligen
Millionen-Euro-Betrag an die International Chemical Investors Group (ICIG). Die
schon lange angekündigte Veräußerung ist Teil des Konzernumbaus mit der
angestrebten Trennung vom Geschäft mit Standardchemikalien der Sparte
Performance Materials, zu der neben den Superabsorbern auch der C4-Verbund rund
um petrochemische Zusätze für Kautschuk, Kunststoffe und Spezialchemikalien
zählt.

Mit Blick aufs Tagesgeschäft rechnet Evonik-Chef Christian Kullmann derweil
mit keiner schnellen Erholung. Das globale Wachstum werde erneut hinter den
Vorjahren zurückbleiben - hohe Inflation und restriktive Geldpolitik belasteten,
heißt es im Geschäftsbericht. Daher werde die Nachfrage schwach bleiben. "Wir
dürfen uns auch bei leichten Erholungssignalen nichts vormachen: Was wir derzeit
erleben, ist keine konjunkturelle Schwankung, sondern eine massive, konsequente
Veränderung unseres wirtschaftlichen Umfelds", sagte Kullmann laut Mitteilung.

Bei einem erwarteten Umsatz von 15 bis 17 Milliarden Euro peilt er 2024
einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen
(Ebitda) von 1,7 bis 2,0 Milliarden Euro an. Das wäre zumindest eine leichte
Verbesserung des operativen Gewinns. Die mittleren Analystenschätzungen liegen
innerhalb der Spannen.

Helfen sollen dabei eine Erholung des Bereichs Animal Nutrition mit dem
Tierfuttereiweiß Methionin, während die Verkaufspreise in den
Spezialchemiegeschäften stabil bleiben oder leicht fallen dürften. In diesem
Umfeld will Evonik weiter auf die Kostenbremse treten. Schon 2023 wurden frei
werdende Stellen nicht nachbesetzt, auf externe Dienstleister wurde verzichtet,
ebenso wie auf viele Dienstreisen. Das Ziel, durch solche Maßnahmen 250
Millionen Euro einzusparen, wurde erreicht. Zudem lagen die Investitionen im
vergangenen Jahr ein Fünftel unter dem ursprünglichen Plan.

Analyst Gunther Zechmann von Bernstein Research sprach von einem wohl
bewusst vorsichtigen Ausblick, auch da das erste Quartal sehr gut angelaufen
sei. So hieß es von Evonik, der Jahresstart untermauere die Ziele für 2024. Das
operative Ergebnis der ersten drei Monate dürfte die 409 Millionen Euro des
Vorjahreszeitraumes übertreffen.

Im Gesamtjahr 2023 musste Evonik bei einem Umsatzrückgang um 17 Prozent auf
knapp 15,3 Milliarden Euro einen Rutsch des operativen Ergebnisses um ein
Drittel auf 1,66 Milliarden Euro hinnehmen. Dabei blickt das Unternehmen den
Angaben zufolge nun schon auf sieben Quartale ohne spürbare Absatzbelebung
zurück.

Unter dem Strich steht ein Verlust von 465 Millionen Euro - nach einem
Überschuss von 540 Millionen im Jahr zuvor. Das Minus resultiert auch aus
Wertminderungen für Geschäftsteile.

Die Dividende soll dennoch mit 1,17 Euro je Aktie stabil bleiben. Der gute
Free Cashflow erlaube weiterhin eine solche Ausschüttung, sagte Finanzchefin
Maike Schuh. So stieg der freie Finanzmittelzufluss 2023 trotz des Rückgangs des
operativen Gewinns leicht auf 801 Millionen Euro. Das lag auch am Abbau des
Nettoumlaufvermögens, so sanken etwa die Vorräte sowie der Forderungen gegenüber
Kunden./mis/mne/stk

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