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dpa-AFX: ROUNDUP/Büroimmobilien-Krise: Deutsche Pfandbriefbank will Markt beruhigen

GARCHING (dpa-AFX) - Nach einem Gewinneinbruch und Kursverlusten versucht
die Deutsche Pfandbriefbank (PBB) die Investoren zu beruhigen.
"Wir sind eine kerngesunde Bank, wir haben mehr als drei Milliarden Kapital",
sagte Vorstandschef Kay Wolf am Donnerstag auf der Jahrespressekonferenz in
Garching bei München. Der erst seit Kurzem amtierende Bankchef betonte, dass die
Bank profitabel sei. "Wir wissen, dass wir im Kapitalmarkt wieder Vertrauen
zurückgewinnen müssen." Für dieses Jahr stellte der Vorstand ein erheblich
besseres Ergebnis in Aussicht als 2023. Allerdings zahlt das Geldhaus nach einem
heftigen Gewinnrückgang im vergangenen Jahr überraschend keine Dividende.

Vor allem in den USA ist der Wert von Bürogebäuden im Laufe des vergangenen
Jahres stark gefallen, je nach Standort teils um mehr als die Hälfte. Da Banken
Wert und Risiken ihrer Engagements in den Bilanzen bewerten müssen, trifft das
auch europäische Immobilienfinanzierer mit US-Geschäft. In Europa sind die
Büroimmobilienpreise ebenfalls gefallen, allerdings weniger dramatisch. Auch die
Wiesbadener Aareal-Bank ist von der Entwicklung getroffen und musste ihre
Risikovorsorge erhöhen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) droht Banken mit problematischen
Gewerbeimmobilien-Krediten laut Insidern mit höheren Kapitalanforderungen. Die
Bundesbank will die Lage nach Worten ihres Präsidenten Joachim Nagel
"aufmerksam" im Blick behalten.

2023 sank das Ergebnis vor Steuern vor allem wegen des Rückgangs der
Immobilienpreise in den USA - wie bereits bekannt - um 58 Prozent auf 90
Millionen Euro. Der Nettogewinn halbierte sich von 187 auf 91 Millionen Euro.
Das war kein gutes Jahr", sagte Wolf.

Die PBB hat ihre Risikovorsorge 2023 für potenziell gefährdete Kredite auf
insgesamt 589 Millionen Euro erhöht, davon allein für den US-Markt 259
Millionen. "Ein weiterer Preisverfall von mehr als 20 Prozent wäre damit
abgedeckt", sagte der PBB-Chef.

In diesem Jahr will die Bank keine Dividende zahlen und auf Neugeschäft in
den USA verzichten, wie Wolf und Finanzvorstand Marcus Schulte ankündigten. Für
2022 hatte die Deutsche Pfandbriefbank noch 95 Cent je Aktie ausgeschüttet. Der
Vorstand rechnet damit, dass die Lage im ersten Halbjahr "anspruchsvoll" bleibt,
dafür habe die Pfandbriefbank jedoch bereits Vorsorge getroffen.

Für die zweite Jahreshälfte hofft Wolf wegen erwarteter Zinssenkungen auf
Entspannung der Lage. Einen vergleichbar starken Einbruch des europäischen
Büroimmobilienmarkts erklärte Wolf für wenig wahrscheinlich: "Diese Befürchtung
halte ich für unbegründet. Die Marktstruktur ist eine andere als in den USA."

Die Pfandbriefbank ist in ihrer jetzigen Form aus der internationalen
Finanzkrise 2008 hervorgegangen. Vorgängerinstitut war die Münchner
Immobilienbank Hypo Real Estate, die der Bund 2010 wegen drohenden Kollapses
verstaatlicht hatte. Die damalige Bundesregierung hatte die HRE dann
zweigeteilt: Faule und riskante Papiere übernahm eine staatliche Bad Bank, den
gesunden Teil des HRE-Portfolios die PBB./zb/cho/DP/mis

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