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dpa-AFX: Ärzte bestreiken Unikliniken

BERLIN (dpa-AFX) - Tausende Ärztinnen und Ärzte an Unikliniken sind mit
Arbeitsniederlegungen und Kundgebungen in zahlreichen Bundesländern für mehr
Einkommen und bessere Arbeitsbedingungen eingetreten. Rund 7000 Ärztinnen und
Ärzte aus 23 Universitätskliniken hätten am Montag an den
Warnstreik-Kundgebungen teilgenommen, teilte die Ärztegewerkschaft Marburger
Bund in Berlin mit.

Zuletzt war eine vierte Verhandlungsrunde der Ärztegewerkschaft mit den
Arbeitgebern der Länder gescheitert. Die Verhandlungsführerin der
Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), Monika Heinold (Grüne), zeigte sich
dennoch optimistisch für die weiteren Verhandlungen. Die Ärzte fordern 12,5
Prozent mehr Gehalt sowie höhere Zuschläge für Regelarbeit in der Nacht, an
Wochenenden und an Feiertagen.

Allein im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen bestreikten
rund 2500 Klinikärzte ganztägig alle sechs Unikliniken, wie ein Landessprecher
des Marburger Bundes mitteilte. Der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, der
langjährige Marburger-Bund-Chef Rudolf Henke, rief den Protestierenden auf einer
Kundgebung in Düsseldorf zu: "Es geht um die Leistungskraft und Attraktivität
der Unikliniken als Arbeitsplatz." Auf einem Plakat mit bewusst fehlerhafter
Schreibweise war etwa zu lesen: "Übermüdete Ärzte und Ärztinnen machen Vehler".
Ein anderes Schild lautete: "Uniklinik: Come in and burn out" ("komm rein und
arbeite dich kaputt").

Auf dem Marienplatz in München kamen rund 2000 Streikende aus den
bayerischen Unikliniken zusammen. In Stuttgart stellten protestierende Mediziner
vor dem Finanzministerium ein symbolisches Krankenbett ab - die Ärztinnen und
Ärzte forderten eine "Finanz-Infusion" für die Kliniken. Bei einer
Ärzte-Demonstration nahe dem Kieler Finanzministerium stand auf Plakaten unter
anderem zu lesen "Nachts und am Wochenende mache ich es fast umsonst" und "Ich
streike, damit ich mal die Sonne sehe". In Greifswald versammelten sich
Ärztinnen und Ärzte vor der Uni-Klinik zu einem sogenannten Streikfrühstück.

Schleswig-Holsteins Finanzministerin Heinold setzt nach eigenen Angaben
darauf, "dass wir in der kommenden Verhandlungsrunde Ende März (...) eine für
beide Seiten akzeptable Lösung finden". Die Universitätskliniken sollten als
attraktive und zeitgemäße Arbeitgeber wahrgenommen werden, bei denen die
Menschen gerne arbeiten. "Unsere Herausforderung bei den Verhandlungen mit dem
Marburger Bund ist es, dass wir auch die Gehaltsentwicklung für die übrigen 850
000 Beschäftigten der Länder berücksichtigen müssen", sagte Heinold. Als
Orientierungsrahmen für ein Gesamtpaket nannte Heinold den öffentlichen Dienst.
Dort seien Ende 2023 Steigerungen von mehr als 10 Prozent vereinbart worden.

Bei den Verhandlungen geht es um das Gehalt von mehr als 20 000 Ärztinnen
und Ärzte in 23 Universitätsklinika. Andere Tarifverträge gelten etwa für die
Ärztinnen und Ärzte in Berlin, Hamburg und Hessen./bw/DP/ngu

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