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dpa-AFX: ROUNDUP: Hapag-Lloyd sieht schweres Fahrwasser - 2024 auch rote Zahlen möglich

HAMBURG (dpa-AFX) - Ein Überangebot an Schiffen auf den Weltmeeren, ein
schwächelnder Welthandel und die andauernde Gewalt der Huthi-Miliz gegen
Handelsschiffe im Roten Meer: Die Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd
sieht sich nach den goldgeränderten Bilanzen während der
Corona-Pandemie in schwierigem Fahrwasser. Dieses Jahr könnte es nach einer
ersten Prognose sogar Verluste geben. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit)
werde sich im laufenden Jahr in einer Bandbreite von minus 1 bis plus 1
Milliarde Euro bewegen, hieß es am Donnerstag.

"In der Mitte liegt ungefähr eine schwarze Null und ich hoffe, dass wir
nicht mit roten Zahlen enden", sagte Vorstandschef Rolf Habben Jansen. "Aber es
gibt halt sehr viele Unsicherheiten".

An der Börse wurden die Neuigkeiten mit Kursverlusten quittiert. Die
Hapag-Lloyd-Aktie verlor bis zum Nachmittag mehr als drei Prozent auf 130 Euro.
Seit dem Jahreswechsel hat das Papier damit rund vier Prozent eingebüßt.

Während der Pandemie hatten alle Frachtreedereien von Verwerfungen in den
Lieferketten mit fehlenden Kapazitäten und einer hohen Nachfrage nach
Transporten auf See profitiert. Die Preise, im Branchenjargon Frachtraten,
schnellten in die Höhe. Unter dem Strich bescherte dies Hapag-Lloyd 2022 einen
beispiellosen Gewinn von rund 17 Milliarden Euro - und den Aktionären eine
Dividende von 63 Euro je Aktie.

Für 2023 standen nach einem erwarteten Gewinneinbruch unter dem Strich aber
immer noch 2,95 Milliarden Euro. Es war damit das drittbeste Jahr in der
Geschichte der weltweit fünftgrößten Containerreederei mit einer Flotte von
derzeit 266 Schiffen. Je Aktie will Hapag-Lloyd nun eine Dividende von 9,25 Euro
ausschütten.

Der Nettogewinn des Konzerns war sogar höher als der Gewinn vor Steuern und
Zinsen (Ebit) von 2,5 Milliarden Euro, "da wir dank unserer hohen Liquidität ein
positives Finanzergebnis erwirtschaftet haben", wie Finanzvorstand Mark Frese
sagte.

Geht es nach den aktuellen Prognosen, dürften diese Gewinne 2024 nicht
annähernd wieder erreicht werden. Habben Jansen sprach von einer
herausfordernden Zeit. Erst nach 2025 und 2026 "werden wir hoffentlich wieder in
eine normale Situation zurückkommen", so der seit 2014 amtierende Vorstandschef.
Sein Vertrag wurde vom Aufsichtsrat vorzeitig bis Ende März 2029 verlängert.

Der Umsatz des Hapag-Lloyd-Konzerns schrumpfte 2023 auf knapp 17,8
Milliarden Euro, das war nur noch knapp die Hälfte des Umsatzes im Rekordjahr
2022. Maßgeblich dafür war bei einer in etwa stabilen Transportmenge von 11,9
Millionen Standardcontainern (TEU) eine im Vergleich zu 2022 fast halbierte
durchschnittliche Frachtrate von etwa 1500 Euro je TEU.

Der Rückgang der Frachtraten hatte sich zum Jahresende hin beschleunigt -
das Management spricht von einem "unhaltbar niedrigen" Niveau. Letztlich musste
Hapag-Lloyd im Schlussquartal 2023 sogar erstmals seit 2016 einen operativen
Verlust (Ebit) verbuchen.

Mit dem Beginn der Huthi-Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer Anfang
2024 haben sich die Frachtraten allerdings wieder spürbar erhöht, auch weil die
von den Reedereien beschlossenen Umleitungen ihrer Schiffe um das Kap der Guten
Hoffnung an der Südspitze Afrikas länger dauern, die Reedereien ihre Schiffe
schneller fahren lassen und Transporte damit kostspieliger sind. Unklar ist, wie
lange diese Situation beibehalten wird und welche Effekte dies auf die
Geschäftszahlen haben wird.

"Das Leben unserer Belegschaft ist weit wichtiger als eine längere Fahrzeit
von sieben Tagen", sagte Habben Jansen. "Wir warten also, bis sich das
normalisiert." Weil die Angriffe erst Mitte Dezember begonnen hätten, werde sich
die finanzielle Auswirkung erst mit den Zahlen für das erste Quartal zeigen, die
Mitte Mai vorgelegt werden sollen./kf/DP/stw

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