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dpa-AFX: ROUNDUP/Aufseher: Meiste Banken können auch kräftigen Gegenwind überstehen

FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Gros der Geldhäuser in Deutschland und Europa wird
die Krise an den Märkten für Büro- und Handelsimmobilien gepaart mit
schwächelnder Konjunktur nach Einschätzung von Bankenaufsehern abfedern können.
"Nervös werden brauchen wir nicht als Aufseher, wir haben unsere Instrumente und
haben uns auch schon sehr frühzeitig mit diesen Risiken beschäftigt. Aber wir
sind schon sehr aufmerksam", sagte die Chefin der Bankenaufsicht der
Europäischen Zentralbank (EZB), Claudia Buch, am Montag bei einer
"Handelsblatt"-Tagung in Frankfurt.

Der oberste Bankenaufseher der Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), Raimund Röseler, sagte bei der
Veranstaltung: "Ja, wir machen uns Sorgen um gewerbliche
Immobilienfinanzierungen." Aber die deutschen Banken seien aus Sicht der Bafin
"ganz überwiegend sehr gut kapitalisiert und werden deshalb auch einen kräftigen
Gegenwind überstehen können - vorausgesetzt Risikomanagement und Governance
stimmen".

Weil mit dem Homeoffice-Trend weniger Büroflächen gebraucht werden, steht
der Markt für diese Immobilien in vielen Ländern unter Druck. Zudem trifft der
Kollaps der Immobilien- und Handelsgruppe Signa etliche Geldhäuser. Die Signa
Holding hatte Ende November 2023 Insolvenz angemeldet, in den Wochen danach
folgten weitere Gesellschaften aus dem Unternehmensreich des österreichischen
Unternehmers René Benko. Viele Banken hierzulande haben wegen möglicher
Kreditausfälle mehr Geld zurückgelegt.

Große Probleme vor allem in den USA

"Risiken bei Gewerbeimmobilien sehen wir vor allen Dingen in den USA", sagte
Röseler. Dort seien nur wenige deutsche Banken engagiert. "Da mache ich mir
jetzt nicht flächendeckend Sorgen." Allerdings seien auch die hiesigen
Gewerbeimmobilienmärkte derzeit schwach. "Da gibt es sicherlich die eine oder
andere Bank, die da sehr exponiert ist", sagte Röseler. Es gebe die ersten
"Einschläge in den Bilanzen der Banken, aber nur bei ganz wenigen muss man die
Sorge haben, dass sie wirklich existenziell betroffen sind", sagte der Aufseher.

EZB-Aufseherin Buch warnte davor, mögliche Folgen der Immobilienkrise in den
USA für Europa zu unterschätzen: "Man kann nicht sagen, diese Märkte sind
komplett voneinander entkoppelt." Es gebe zwar durchaus lokale Besonderheiten,
daher gehe sie nicht davon aus, dass der Trend aus den USA 1:1 über den Atlantik
schwappen werde. Vergangene Krisen hätten allerdings gelehrt, dass man nie
ausschließen solle, dass sich Entwicklungen wiederholten, mahnte Buch.

Allgemein rechnet Bafin-Aufseher Röseler mit einer Zunahme von
Kreditausfällen im laufenden Jahr. Die Aufsicht sehe das aber als
Normalisierung: Jahrelang seien die Quoten von Krediten, die nicht mehr bedient
wurden, extrem niedrig gewesen. "Die werden jetzt etwas nach oben kommen. Das
ist für die eine oder andere Bank schmerzhaft, aber das führt jetzt nicht zu
einer Finanzkrise", sagte Röseler./ben/DP/stk

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