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dpa-AFX: ROUNDUP 2: Talanx nimmt sich für 2025 noch mehr Gewinn vor - Aktie sackt ab

(neu: weitere Dividendenentwicklung, Entwicklung Kfz-Versicherung,
aktualisierte Kursreaktion)

HANNOVER (dpa-AFX) - Der Versicherungskonzern Talanx (HDI)
legt nach seinem Rekordgewinn aus dem vergangenen Jahr die Latte für 2025 höher.
Der Überschuss soll im kommenden Jahr auf mehr als 1,9 Milliarden Euro steigen,
teilte das Unternehmen am Donnerstag in Hannover mit. Bisher hatte sich
Vorstandschef Torsten Leue mehr als 1,6 Milliarden vorgenommen. Diese Marke will
er schon 2024 übertreffen und mehr als 1,7 Milliarden Gewinn einfahren. Für 2023
und auch für 2024 winkt den Aktionären eine höhere Dividende.

An der Börse kamen die Neuigkeiten nur anfänglich gut an. Die Talanx-Aktie
legte am Morgen zunächst um knapp zwei Prozent zu, doch dann sackte ihr Kurs ab
und lag um die Mittagszeit mit knapp zwei Prozent im Minus bei 70,25 Euro. Damit
gehörte die Aktie zu den größten Verlierern im MDax , dem Index
der mittelgroßen Werte. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier damit noch um rund
neun Prozent zugelegt. Mit Blick auf die vergangenen fünf Jahre hat sich sein
Wert jedoch mehr als verdoppelt.

Im vergangenen Jahr verdiente Talanx knapp 1,6 Milliarden Euro und damit so
viel wie nie zuvor, wie der Konzern bereits im Februar mitgeteilt hatte. Seit
2023 berechnen große Versicherer ihre Geschäftszahlen nach den neuen Regeln IFRS
17 und IFRS 9. Mit den alten Zahlen sind die Ergebnisse nicht ohne Weiteres
vergleichbar.

Im Vorjahr hatte Talanx' Gewinn nach den neuen Vorschriften nur 706
Millionen Euro betragen, was auch an Einmaleffekten aus der Umstellung lag. Nach
alter Rechnungslegung hatte der Versicherer für 2022 noch fast 1,2 Milliarden
Euro Gewinn ausgewiesen. Neue Geschäftsziele für die Jahre 2025 bis 2027 will
der Vorstand auf einem Kapitalmarkttag im Dezember bekannt geben.

Im abgelaufenen Jahr profitierte Talanx von Prämienerhöhungen, den
gestiegenen Zinsen sowie davon, dass die Großschäden gerade so innerhalb des
veranschlagten Budgets von 2,2 Milliarden Euro blieben. Mit der Anhebung der
Prämien versuchen Versicherer in jüngster Zeit, die mit der Inflation
gestiegenen Schadensummen aufzufangen.

Im Geschäft mit Privat- und Firmenkunden in Deutschland mit der Hauptmarke
HDI gelang dies Talanx nicht. Zwar stieg der Umsatz des Bereichs im Schaden- und
Unfallgeschäft von 1,6 auf 1,8 Milliarden Euro. Allerdings musste der
Geschäftsbereich mehr Geld für Großschäden ausgeben, besonders wegen der
Zerstörungen durch Sturm "Lambert".

Zudem schlugen in der Kfz-Versicherung die gestiegenen Preise für
Ersatzteile und Reparaturen teuer zu Buche - wie allgemein in der Branche. Daher
reichten der Versicherungsumsatz im deutschen Kfz-Geschäft nicht aus, um die
Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. Laut
Vorstandsmitglied Jens Warkentin lag Talanx dabei auf dem allgemeinen
Branchenniveau. Laut früheren Angaben des deutschen Branchenverbands GDV standen
bei den Kfz-Versicherern im vergangenen Jahr jedem eingenommenen Euro Ausgaben
von 1,10 Euro gegenüber.

Konzernweit wuchs Talanx' Versicherungsumsatz 2023 auf vergleichbarer Basis
um neun Prozent auf 43,2 Milliarden Euro. Dabei legte die Industrieversicherung
ebenso zu wie die Privat- und Firmenversicherung im In- und Ausland sowie der
weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück , an dem Talanx
gut die Hälfte der Aktien hält.

Zum Talanx-Gewinn steuerte die Hannover Rück unter dem Strich 54 Prozent
bei. Die Erstversicherung kam auf 46 Prozent. "Für uns ist es gut, dass wir gut
diversifiziert sind und beide Bereiche etwa die Hälfte ausmachen", sagte
Vorstandschef Leue in einer Videokonferenz mit Journalisten. Dafür, wann die
Erstversicherung die Marke von 50 Prozent überschreitet, gebe es kein festes
Ziel.

Die Talanx-Aktionäre sollen für 2023 nun eine höhere Dividende erhalten. Die
Ausschüttung soll um 35 Cent auf 2,35 Euro je Aktie steigen und damit etwas
stärker als von Analysten im Schnitt erwartet. Für 2024 will der Konzern 2,50
Euro je Aktie ausschütten, was er ursprünglich erst für 2025 geplant hatte.
Größter Profiteur ist der Haftpflichtverband der Deutschen Industrie (HDI), ein
Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Ihm gehören knapp 77 Prozent der
Talanx-Aktien.

Zuletzt hat der Konzern seine Präsenz in Lateinamerika mit einer Übernahme
ausgebaut. So übernahm er vom Versicherer Libery Mutual dessen Geschäft mit
Privatkunden und kleinen und mittelgroßen Unternehmen in Brasilien, Chile,
Kolumbien und Ecuador. Damit steigt Talanx nach eigenen Angaben zum zweitgrößten
Schaden- und Unfall-Versicherer nach Prämieneinnahmen auf. Der letzte Teil der
Übernahme wurde Anfang März abgeschlossen./stw/mne/stk

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