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dpa-AFX: ROUNDUP: 1&1-Handynetz hat 200 aktive Funkstandorte - O2 hat 28 000

MONTABAUR (dpa-AFX) - Das vierte deutsche Handynetz wird nur langsam größer.
Nachdem Ende des vergangenen Jahres etwa 100 Standorte aktiviert worden seien,
steige dieser Wert bis Ende März auf rund 200, sagte der Chef des
Telekommunikationskonzerns 1&1 , Ralph Dommermuth, am Donnerstag.
Zum Vergleich: Das Netz des Rivalen O2 hat rund 28 000 Standorte.

Dort, wo 1&1 noch keine eigenen Antennen hat - also in den allermeisten
Gegenden Deutschlands -, werden die Kunden mit dem O2-Netz verbunden. Im Sommer
wechselt die Firma beim sogenannten National Roaming zu Vodafone .
1&1 hatte sein kleines Netz Anfang Dezember für Handykunden freigeschaltet.
Seither gibt es vier deutsche Mobilfunknetze. Die etablierten Anbieter sind O2
(Telefónica) , Vodafone und die Telekom
.

Das Unternehmen aus Rheinland-Pfalz verkauft seit langem Mobilfunk-Verträge,
nutzte hierbei aber die Antennen der alteingesessenen Betreiber und zahlte dafür
Miete. 2019 entschied sich 1&1, eigene Wege zu gehen und an einer Auktion von
Frequenznutzungsrechten teilzunehmen. Es verpflichtete sich zur Zahlung von 1,1
Milliarden Euro. Beim Netzbau kam es zu Verzögerungen, was 1&1 mit
Lieferproblemen bei Partnern begründete. Ende 2022 hätte das Unternehmen 1000
Mobilfunk-Standorte in Betrieb genommen haben müssen. Es waren aber nur fünf.
Der Neueinsteiger funkte über diese Antennen zunächst nur für ein
Festnetz-Ersatzprodukt. Handynutzer, die vorbeilaufen, werden erst seit Dezember
mit den wenigen aktivierten 1&1-Antennen verbunden.

Trotz des nur moderaten Zuwachses bei Standorten zeigte sich Dommermuth
zufrieden. "Wir sind gut unterwegs." Bis Jahresende wolle man 1000 haben. Bis
2030 sollen die 1&1-Antennen die Hälfte der deutschen Haushalte erreichen. Dafür
sind nach Berechnungen des Unternehmens 12 600 eigene Standorte nötig. Dafür
veranschlagt 1&1 insgesamt sieben Milliarden Euro an Kosten.

Schon jetzt hat der Anbieter mehr als 1300 Funkstandorte zur Verfügung.
Allerdings ist nur etwa an der Hälfte davon die nötige Technik installiert, also
Antennen und Kabel, die von einem Dachstandort in den Keller eines Gebäudes
gehen oder an einem Funkmast bis ans Fußende verlaufen, also bis zum
Glasfaser-Übergangspunkt. Diese Arbeiten gehen nach den Worten Dommermuths
relativ zügig vonstatten. Langwieriger wird allerdings das Verlegen von
Glasfaserkabeln weg von den Standorten. Hier sei man auf die Genehmigung von
Kommunen angewiesen, da es zumeist Tiefbauarbeiten seien. "Es gibt Gemeinden, da
geht es schneller, und es gibt Gemeinden, da dauert es länger."

Dommermuth stellte die Jahreszahlen seiner Firma vor, in denen der
finanzielle Ballast für den Netzausbau erkennbar war. Der Umsatz stieg im
vergangenen Jahr zwar um 3,4 Prozent auf rund 4,1 Milliarden Euro. Das operative
Ergebnis (Ebit) sackte aber um 14,8 Prozent auf 456 Millionen Euro ab. Das lag
an planmäßigen Abschreibungen, die sich auf den Netzausbau bezogen, etwa Kosten
für Antennen. Der Firma zufolge werden diese Abschreibungen in den kommenden
Jahren steigen. Ihnen stehen schrittweise aber immer größere Einsparungen
gegenüber - die Mietkosten, die 1&1 an O2 beziehungsweise bald an Vodafone
zahlt, sollen sinken, da immer mehr Verbindungen der Kunden über das 1&1-Netz
laufen werden.

Der neue Netzbetreiber hat rund 3200 Beschäftigte, neben der Zentrale in
Montabaur ist Karlsruhe der wichtigste Standort. 1&1 gehört zum Internetkonzern
United Internet , der 2023 deutlich zulegen konnte./wdw/DP/ngu

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