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dpa-AFX: WOCHENAUSBLICK: Nach Rekordrally - Luft wird dünner für den Dax

FRANKFURT (dpa-AFX) - In der verkürzten nachösterlichen Handelswoche könnte
der Dax nach seinem jüngsten Höhenflug eine Verschnaufpause
einlegen. Zinssenkungshoffnungen und die anhaltend robuste US-Konjunktur hatten
den deutschen Leitindex zuletzt von Rekordhoch zu Rekordhoch eilen lassen und
für einen eindrucksvollen Gewinn von mehr als 10 Prozent im ersten Quartal
gesorgt. Über der nun erreichten Marke von 18 500 Punkten wird die Luft aber
merklich dünner und die Wahrscheinlichkeit einer Korrektur umso größer.

"Ein solch bereinigendes Gewitter wäre nicht ungewöhnlich. Korrekturen in
einem Bullenmarkt erzeugen die stärksten Kurseinbrüche. Im Unterschied zu einem
Bärenmarkt geben sie aber nicht die Richtung vor, sind zeitlich begrenzt und
danach setzt sich der Aufwärtstrend wieder fort. Anzeichen für eine solche
Korrektur sind nicht zu sehen, das liegt aber in der Natur der Sache. Oft
braucht es nicht mal einen Grund, dass die Kurse fallen", sagte Analyst Jochen
Stanzl von CMC Markets.

Die Marktexperten der DZ Bank sehen den Dax aufgrund der ungewöhnlichen
Aufwärtsdynamik der vergangenen Tage unter technischen Aspekten als überhitzt
an. Analyst Stephen Schneider wies darauf hin, dass das wichtigste deutsche
Börsenbarometer seit seinem Tiefpunkt vergangenen Herbst bereits um über 30
Prozent zugelegt hat. Mittlerweile habe der Dax-Kurs eine Struktur angenommen,
die an eine Parabel erinnere, weshalb nun zeitnah eine Verschnaufpause anstehen
könne. Anzeichen für ein Ende des übergeordneten Aufwärtstrends seien aber nicht
erkennbar, so Schneider.

Zur Vorsicht raten die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) mit
Blick auf die jüngsten Allzeithochs. Denn die Rekordrally laufe vor dem
Hintergrund einer wenig dynamischen deutschen Wirtschaft und einer stockenden
Gewinn-Performance hiesiger Unternehmen. "Die Börsen scheinen der fundamentalen
Entwicklung wohl vorausgelaufen zu sein. Daher erscheint es uns an der Zeit,
erstmal Luft zu holen", empfehlen die LBBW-Experten.

Von Unternehmensseite dürfte es in der neuen Woche nachrichtlich ruhig sein,
da die Berichtssaison für das vierte Quartal 2023 praktisch vorbei ist und jene
für das erste Jahresviertel 2024 noch nicht begonnen hat. Aus konjunktureller
Sicht stehen in den USA mit den Einkaufsmanagerindizes für die Industrie
(Montag) und die Dienstleistungsbranche (Mittwoch) sowie dem Arbeitsmarktbericht
(Freitag) einige Schwergewichte auf der Agenda. "Während zu gute Daten die
Zinshoffnungen dämpfen könnten, müssten umgekehrt schlechte Zahlen nicht
unbedingt eine positive Botschaft für die Märkte liefern", bemerkte
Helaba-Analyst Christian Apelt. "Wenig Bewegung, was nicht ganz unwahrscheinlich
ist, wäre daher vielleicht sogar aus Marktsicht das beste Resultat."

In der EU stehen in der neuen Woche die Inflationsdaten (Mittwoch) im
Mittelpunkt des Interesses. Commerzbank-Analyst Hans-Jürgen Delp geht davon aus,
dass der unterliegende Preisauftrieb anhalten wird. So dürfte der Kernindex nur
leicht von 3,1 auf 3,0 Prozent gesunken sein. "Die Anleger dürften allerdings
stärker auf die Gesamtrate achten, die angesichts gesunkener Energiepreise von
2,6 auf 2,4 Prozent gefallen sein sollte. Damit könnte allerdings auch der
Tiefpunkt erreicht sein. Eine solche Tendenz würde einer ersten Leitzinssenkung
der EZB im Juni kaum widersprechen und dafür sorgen, dass die allgemeine
Marktstimmung erhalten bleibt", ergänzte Delp. /edh/jsl/he

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

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