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dpa-AFX: ROUNDUP: Schlichtung und Verhandlung - Tarif-Ringen im Luftverkehr geht weiter

BERLIN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Im Luftverkehr geht das Ringen um die Gehälter
und Arbeitsbedingungen verschiedener Berufsgruppen noch in dieser Woche weiter.
Bereits am Donnerstag (4. April) kommen Lufthansa und die
Gewerkschaft Ufo zusammen, welche die Interessen von rund 19 000
Flugbegleiterinnen und Flugbegleitern vertritt. Am Freitag beginnt zudem die
Schlichtung für die rund 25 000 Beschäftigten der privaten
Sicherheitsdienstleister, die an den Flughäfen außerhalb Bayerns Passagiere,
Gepäck, Fracht und Personal kontrollieren.

In der vergangenen Woche hatte eine Schlichtung unter Leitung des Thüringer
Ministerpräsidenten Bodo Ramelow und des früheren Arbeitsagentur-Chefs
Frank-Jürgen Weise ein Tarifergebnis für die rund 25 000 Bodenbeschäftigten der
Lufthansa gebracht. Sie sollen Gehaltssteigerungen von durchschnittlich 12,5
Prozent innerhalb von zwei Jahren sowie 3000 Euro Inflationsausgleichsprämie
erhalten. Die Einigung steht noch unter dem Vorbehalt einer Befragung der
Verdi-Mitglieder, die sich in einer Urabstimmung bereits für einen unbefristeten
Streik ausgesprochen hatten.

Die Spartengewerkschaft Ufo hat für die etwa 18 000 Kabinenbeschäftigten der
Lufthansa und die knapp 1000 Kräfte der Regionaltochter Lufthansa Cityline im
Kern 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von 18 Monaten gefordert.
Außerdem will die Gewerkschaft eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro
sowie höhere Zulagen erreichen.

Nach einer erfolgreichen Urabstimmung hat es bereits einen Streik des
Kabinenpersonals gegeben. Über die Ostertage hatte Ufo den Druck nicht erhöhen
wollen und auf einen weiteren Streikaufruf verzichtet. Zumindest für die
Muttergesellschaft werden die Gespräche an diesem Donnerstag fortgesetzt, hieß
es in Gewerkschaftskreisen. Lufthansa wollte den Termin nicht bestätigen.

Von diesem Freitag (5. April) an soll der frühere Bremer Finanz-Staatsrat
Hans-Henning Lühr (SPD) als Schlichter versuchen, die unterschiedlichen
Positionen der Gewerkschaft Verdi und Bundesverbands der
Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) unter einen Hut zu bringen. Als Frist dafür
haben sich die Tarifparteien zunächst die Zeit bis Sonntag um 24.00 Uhr
eingeräumt. Die Schlichtung findet an einem ungenannten Ort statt.

Die Themen für die Luftsicherheit sind vielfältig, wie
Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper erklärte. Gehaltserhöhungen, Laufzeit,
Auszahlungspunkte oder Zulagen für Ausbilder und Führungskräfte: Nirgendwo sei
bislang ein Haken dran, letztlich seien alle Themen auch nach sechs
Verhandlungsrunden und mehreren Warnstreikwellen offen.

Zuschläge für Mehrarbeit gefordert

Hauptknackpunkt scheinen weiterhin die Mehrarbeitszuschläge zu sein, die
Verdi "von der ersten Überstunde an" verlangt. Bislang gibt es zuschlagsfreie
Zeitpuffer bei Voll- und Teilzeitbeschäftigten, zudem werden temporäre
Überstunden über jährliche Arbeitszeitkonten verrechnet. Pieper sagt, das System
sei so gestaltet, dass praktisch niemand Mehrarbeitszuschläge erhalte und allein
die Arbeitgeber vom Flexibilitätspuffer profitierten.

Letztlich werde Kurzarbeit in verkehrsschwächeren Jahreszeiten gerade an
kleineren Flughäfen vermieden, kontert der BDLS. Nach Angaben des
Verhandlungsführers Frank Haindl sind die Unternehmen den Beschäftigten in der
Frage früher einsetzender Mehrarbeitszuschläge bereits entgegengekommen, nachdem
man bereits im vergangenen Jahr die Zuschläge für Sonn- und Feiertage sowie für
die Nachtarbeit erhöht habe.

Die Arbeitgeber haben nach eigenen Angaben zuletzt eine dreistufige
Steigerung des Stundenlohns um 3,25 Euro angeboten bei einer Laufzeit von 24
Monaten. Verdi hatte beim Stundenlohn 2,80 Euro mehr verlangt, allerdings bei
einer Laufzeit von 12 Monaten.

Die zu erwartende Empfehlung des Schlichters ist für beide Seiten nicht
verbindlich. Vieles wird davon abhängen, ob sie von beiden Seiten gemeinsam
erarbeitet und schließlich unterstützt wird. Bis zum Schlichtungsende hat sich
Verdi verpflichtet, nicht zum Streik aufzurufen. Über Zwischenstände wollen
beide Seiten Stillschweigen halten./ceb/DP/mis

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