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dpa-AFX: ROUNDUP 2: Gerresheimer setzt weiter auf Belebung ab Sommer - Aktie gibt nach

(Neu: Kursentwicklung im 2. Absatz)

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Abbau der Lagerbestände von Pharmakunden hat den
Verpackungshersteller Gerresheimer zum Jahresstart gebremst.
Überraschend kommt das nicht, denn viele Pharma- und Biotech-Unternehmen hatten
sich während der Corona-Pandemie die Lager gefüllt und verbrauchen nun erst
einmal überschüssiges Material. Kurzfristig dürfte der Lagerabbau weiter
belasten, die Führung von Gerresheimer setzt aber weiter auf bessere Geschäfte
in der zweiten Jahreshälfte. Sie hält an ihrem Geschäftsausblick fest. Für die
Aktien des Unternehmens ging dennoch nach unten.

Der Aktienkurs fiel am Donnerstagnachmittag um gut vier Prozent auf 101,60
Euro. Der Kurs blieb damit aber in der jüngsten Handelsspanne, in der er seit
der deutlichen Erholung infolge der Vorstellung der Geschäftsziele für 2024 und
2025 im Februar feststeckt. Unterstützung bietet dabei auf der Unterseite die
runde Marke von 100 Euro, knapp über der auch die 200-Tage-Linie liegt. Dieser
mittelfristige Trendindikator verläuft aktuell seitwärts.

Der Abbau der Lagerbestände gehe zurück, werde aber im zweiten Quartal noch
zu spüren sein, erklärte Finanzchef Bernd Metzner im Gespräch mit der
Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Bis zum Quartalsende werde man aber wohl aus
dem Gröbsten raus sein. Für das zweite Halbjahr rechnet Metzner auch daher mit
einem anziehenden Wachstum. Dann wird jedoch auch die Vergleichsbasis aus dem
Vorjahr niedriger, denn damals waren die coronabezogenen Erlöse weggebrochen.

Im abgelaufenen ersten Geschäftsquartal (bis Ende Februar) steigerte
Gerresheimer seinen Umsatz im Jahresvergleich um 1,8 Prozent auf gut 466
Millionen Euro. Aus eigener Kraft - also Portfolio- und Wechselkurseffekte
herausgerechnet - lag das Wachstum bei 2,8 Prozent, wie der MDax-Konzern
am Donnerstag weiter mitteilte.

Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und
Abschreibungen (Ebitda) legte um 3,7 Prozent auf 80,9 Millionen Euro zu. Unter
dem Strich entfiel auf die Aktionäre der Düsseldorfer im ersten Quartal ein
Überschuss von gut 13 Millionen Euro, fast eine Million mehr als ein Jahr zuvor.
Mit dem Umsatz übertraf Gerresheimer die durchschnittlichen Schätzungen von
Analysten, der operative Gewinn traf die Erwartungen.

Den Lagerabbau bekam vor allem das Geschäft mit pharmazeutischen
Primärverpackungen der Sparte PPG rund um Glas-Fläschchen, Karpulen und Ampullen
zu spüren. Der Geschäftsbereich Plastics & Devices mit dem Fokus unter anderem
auf Kunststoffverpackungen, vorfüllbare Spritzen, Inhalatoren und Pens wuchs
hingegen, und zwar deutlich.

Die Blicke von Investoren und Analysten dürften sich aber auch auf die
kleinste Sparte Advanced Technologies richten, erklärte Analyst James
Vane-Tempest vom Investmenthaus Jefferies. Hier knickten die Erlöse wegen
niedrigerer Umsätze im Projektgeschäft um gut 80 Prozent auf nur noch 0,6
Millionen Euro ein. Dabei entstand vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und
Sondereffekten ein Verlust von 5,1 Millionen Euro. Entwicklungsprojekte wie
digitale Plattformen für die Therapieunterstützung, körpergetragene
Medikamentenpumpen und die eigene Autoinjektor-Plattform würden aber planmäßig
weitergeführt, betonte Gerresheimer.

Gerade an der Pumpe gebe es viel Interesse, aber da brauche man ein wenig
Geduld, sagte Metzner. Zudem rechnet er weiterhin noch in diesem Jahr mit einer
Zulassung des Mittels Furosemid in Verbindung mit einer Mikropumpe zur
Behandlung von Ödemen bei Herzinsuffizienz durch die US-Arzneimittelbehörde FDA.
Gerresheimer arbeitet hier mit dem Schweizer Biopharma-Unternehmen SQ Innovation
zusammen. Metzner betonte zudem erneut, dass der Bereich Advanced Technologies
nicht im Unternehmensausblick enthalten sei.

Analyst David Adlington von der US-Bank JPMorgan stellte in einer ersten
Einschätzung vor allem auf den Geschäftsausblick des Unternehmens ab. Dass
Gerresheimer die Ziele für 2024 und 2025 bestätigt habe, signalisiere Zuversicht
in eine Beschleunigung des Wachstums.

Für das Geschäftsjahr 2024 peilt Konkurrent von Schott Pharma
ein Umsatzplus aus eigener Kraft von 5 bis 10 Prozent an. Das operative Ergebnis
(bereinigtes Ebitda) soll organisch 430 bis 450 Millionen Euro erreichen. Eine
Eingrenzung und Präzisierung der Ziele könnte es laut Finanzchef Metzner bei der
Veröffentlichung der Zahlen fürs zweite Jahresviertel im Juli geben.

Mit Blick auf seine Wachstumsziele will der Konzern auch von einem hohen
Auftragsbestand und der Expansion der Fertigungskapazitäten profitieren. "In den
nächsten Monaten laufen wie geplant weitere neue Linien für langjährige
Großaufträge an", erläuterte der Vorstandsvorsitzende Dietmar Siemssen laut
Mitteilung.

Eine wichtige Rolle spielt dabei das profitable Geschäft rund um
empfindliche biopharmazeutische Medikamente, die spezielle Verpackungen
benötigen. Auch das Geschäft mit Verpackungen, Spritzen und Auto-Injektoren für
GLP-1-Medikamente zur Behandlung von Diabetes und starkem Übergewicht nimmt
weiter Fahrt auf.

Vor diesem Hintergrund peilt Gerresheimer für das Jahr 2025 weiterhin ein
Umsatzwachstum aus eigener Kraft von 10 bis 15 Prozent an. Die bereinigte
operative Marge soll mindestens 22 Prozent erreichen. Mittelfristig strebt das
Management ein jährliches Umsatzplus von mindestens 10 Prozent sowie eine Marge
von 23 bis 25 Prozent an./mis/stw/nas

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