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dpa-AFX: AKTIE IM FOKUS 2: Varta-Anleger schmeißen hin - Konzern braucht erneut Hilfe

(Neu: Analystenkommentar MWB Research)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Neue Hiobsbotschaften von Varta
haben die ohnehin leidgeprüften Anleger des Batteriekonzerns am Freitag
geschockt. Varta hält das eigene Umstrukturierungskonzept nicht mehr für
ausreichend und ruft seine Geldgeber schon wieder um Hilfe. Die Maßnahmen seien
nicht mehr angemessen, um bis Ende 2026 auf einen profitablen Wachstumskurs
zurückzukehren, hatte Varta zuvor mitgeteilt. Der Aktienkurs brach daraufhin auf
ein Rekordtief von 9,30 Euro ein. Am späten Mittag notierten die Papiere mit
einem Minus von rund 29 Prozent auf 10,10 Euro abgeschlagen am Ende des
Nebenwerteindex SDax .

Vom Börsendienst Stock3 hieß es, bei der Varta-Aktie sei nicht nur der Saft
raus, sondern die Batterie sei mittlerweile ausgelaufen und habe das Gerät in
Mitleidenschaft gezogen. "Die Rettung könnte für Bestandsaktionäre äußerst
schmerzhaft werden. Auch tiefe einstellige Kurse dürfen jetzt nicht mehr
verwundern."

Für Analyst Thomas Wissler von MWB Research stehe Varta vor allem wegen
einer aggressiven Preispolitik chinesischer Konkurrenz unter Druck, während die
hohe Schuldenlast Sorgen bereite und die Flexibilität begrenze. Varta müsse die
Kosten deutlich senken, die Verkaufspreise wettbewerbsfähig gestalten und
innovative Produkte präsentieren, um eine dauerhafte Trendwende zu erreichen.
All das lege nahe, dass die Gewinne erst einmal noch weiter unter Druck geraten
dürften, bevor es besser werde. Wissler senkte sein Kursziel von 16 auf 7 Euro
und beließ es beim Verkaufsvotum für die Aktien.

Varta war im Herbst 2017 an die Börse gegangen. Der Ausgabepreis lag damals
bei 17,50 Euro je Aktie. Was folgte, war ein - wenn auch nicht ruckelfreier -
Aufwärtstrend bis auf mehr als 180 Euro Anfang 2021. Getragen wurde der steile
Anstieg vom Boom bei Lithium-Ionen-Knopfzellen für kabellose Kopfhörer. Doch die
Konkurrenz nahm zu, und die Nachfrage schwächelte. Zudem verschlang Vartas
Entwicklung einer eigenen Elektroauto-Batteriezelle V4Drive reichlich Geld.

Wegen der zahlreichen Probleme hatte sich Varta 2023 mit Banken und seinem
Mehrheitseigner auf einen weitreichenden Umbau geeinigt. Gleichwohl musste der
Konzern seine Jahresprognosen 2023 mehrfach senken. Anfang 2024 wurde das
Unternehmen auch noch Opfer eines Hacker-Angriffs. Der folgende Stillstand der
Produktion kostete Varta ebenfalls viel Geld.

In Summe warfen der Einbruch der Nachfrage, billige Angebote der Konkurrenz
aus Asien und der Cyberangriff das Unternehmen bei seiner Sanierung deutlich
zurück. Der Vorstand verhandelt nun mit den Geldgebern über eine
Lösung./mis/ajx/stw/stk

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