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dpa-AFX: ROUNDUP 2: Krise bei Batteriehersteller Varta verschärft sich - Aktie stürzt ab

(neu: Analystenstimme, aktualisierte Kursreaktion)

ELLWANGEN (dpa-AFX) - Der kriselnde Batteriekonzern Varta
ruft seine Geldgeber erneut um Hilfe. Ein Einbruch der Nachfrage, billige
Angebote der Konkurrenz aus Asien und ein Cyberangriff werfen das Unternehmen
bei seiner Sanierung zurück. Das Konzept aus dem vergangenen Sommer sei "nicht
mehr angemessen", um bis Ende 2026 wie geplant auf einen profitablen
Wachstumskurs zurückzukehren, teilte Varta am Donnerstagabend in Ellwangen mit.
Der Vorstand verhandelt mit den Finanzierern über eine Lösung. Der Kurs der
Varta-Aktie stürzte nach den Nachrichten ab.

Kurz nach Handelsbeginn am Freitag verlor das Papier bis zu 34 Prozent auf
9,30 Euro und fiel damit auf den tiefsten Stand seit dem Börsengang 2017. Am
frühen Nachmittag lag die Aktie noch mit knapp 29 Prozent im Minus und war damit
weiterhin damit größter Verlierer im Kleinwerte-Index SDax . Im
bisherigen Jahresverlauf hat das Papier mehr als die Hälfte an Wert eingebüßt,
in den vergangenen fünf Jahren sogar rund drei Viertel.

Vartas Krise hat sich den Angaben zufolge auf breiter Front verschärft. Die
Nachfrage nach kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen etwa für Kopfhörer schwanke
stark, und die Nachfrage nach Energiespeichern für den Strom aus Solaranlagen
sei unerwartet "erheblich" eingebrochen. Zudem klagte der Konzern über
Billigpreise der Konkurrenz für Energiespeicher und anhaltende Probleme in den
Lieferketten.

Zu allem Überfluss hatten Hacker im Februar Vartas Computersysteme
attackiert und die Produktion für mehrere Wochen lahmgelegt. Die
wirtschaftlichen Folgen des Cyberangriffs ließen sich noch nicht vollständig
abschätzen, hieß es nun. So musste das Unternehmen deshalb schon die Vorlage
seines Konzernabschlusses für das vergangene Jahr auf die Zeit nach dem 30.
April verschieben. Deshalb dürfte das Unternehmen auch aus dem SDax fliegen.

Für den Branchenexperten Thomas Wissler von MWB Research steht Varta vor
allem wegen einer aggressiven Preispolitik chinesischer Konkurrenz unter Druck.
Zudem begrenzten die hohen Schulden des Konzerns den Handlungspielraum des
Managements. Varta müsse die Kosten deutlich senken, die Verkaufspreise
wettbewerbsfähig gestalten und innovative Produkte präsentieren, um eine
dauerhafte Trendwende zu erreichen. Daher dürften die Gewinne noch weiter unter
Druck geraten, bevor es besser werde.

Für die Varta-Aktien sieht der Analyst vorerst wenig Grund zur Hoffnung. Er
senkte sein Kursziel von 16 auf 7 Euro rät Anlegern weiterhin, ihre Papiere
abzustoßen.

Varta hatte sich 2023 mit seinem Mehrheitsaktionär Michael Tojner und den
Banken auf einen weitreichenden Umbau geeinigt. Der Österreicher Tojner hatte im
Zuge einer Kapitalerhöhung 50 Millionen Euro zugeschossen, und die Banken
gewährten erleichterte Kreditbedingungen und verlängerten die Verträge. Die
Schritte sollten das Unternehmen finanziell stabilisieren. Doch angesichts der
jüngsten Entwicklungen braucht Varta schon wieder Unterstützung.

Bis zum Sommer sollen die Geldgeber nun erst einmal stillhalten, bis der
Gutachter AuxilPartner das bestehende Sanierungsgutachten überarbeitet hat. Eine
entsprechende Stillhaltevereinbarung befinde sich "im Unterzeichnungsprozess".
Varta erwartet, dass das neue Gutachten bis Mitte des Jahres vorliegt. Es soll
die Grundlage für weitere Sanierungsschritte sein.

Unterdessen hat Varta die Investmentbank Rothschild & Co. als weiteren
Berater engagiert. Sie soll Optionen für weitere Kapitalmaßnahmen und
Finanzierungsschritte ausarbeiten. Über die konkreten Anpassungen, Umbau- und
Finanzierungsmaßnahmen lasse sich derzeit noch keine verlässliche Aussage
treffen, hieß es weiter./stw/nas/ngu

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