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dpa-AFX: ROUNDUP 2: Sartorius setzt nach schwachem Start weiter auf Erholung - Kursrutsch

(neu: Aussagen des Konzernchefs aus Pressekonferenz, Kursteil aktualisiert)

GÖTTINGEN (dpa-AFX) - Der Biotechnologie-Zulieferer Sartorius
ist mit Rückgängen bei Umsatz und Gewinn in das neue Jahr gestartet. Kunden
bauen ihre Lagerbestände weiter ab. Der Dax-Konzern hält aber an
den Erwartungen für das laufende Jahr fest und geht von einem moderat
verlaufenden ersten Halbjahr und einer schrittweise zunehmenden Geschäftsdynamik
aus. Die Aktie geriet deutlich unter Druck.

Mit einem Abschlag von mehr als zwölf Prozent gegen Mittag fiel die
Sartorius-Aktie unter 290 Euro auf den tiefsten Stand im laufenden Jahr. Sie war
damit größter Verlierer im deutschen Leitindex und der Abwärtstrend der
vergangenen Wochen beschleunigte sich. Der Abschlag seit Jahresbeginn hat sich
auf fast 14 Prozent vergrößert und das im Dezember 2021 erreichte Rekordhoch bei
knapp über 600 Euro ist in noch weitere Ferne gerückt.

Kunden hätten ihre Lagerbestände mit Verbrauchsmaterialien zum großen Teil
bereits abgebaut, sagte Sartorius-Chef Joachim Kreuzburg am Donnerstag laut
Mitteilung. Viele Kunden schalteten mittlerweile wieder in den
Investitionsmodus.

Gleichzeitig beobachtet der Manager bei Abnehmern vor allem in China und
teilweise auch in Europa eine ausgeprägte Investitionszurückhaltung. Er rechnet
aber auch in China vom zweiten Halbjahr an mit einer Erholung, erläuterte
Kreuzburg in einer Telefonkonferenz.

UBS-Analyst Matthew Weston war vor allem von der Entwicklung der
Bioprocess-Sparte im ersten Quartal enttäuscht. Hier bietet Sartorius etwa
Produkte für biopharmazeutische Kühlung an, wie Gefriercontainer und
Auftausysteme. Nicht nur der Umsatz habe unter den Erwartungen gelegen, schrieb
Weston, sondern die Aufträge seien hier zurückgegangen, anstatt gestiegen.

Im Gesamtkonzern legte der Auftragseingang dagegen wechselkursbereinigt im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp zehn Prozent auf gut 826 Millionen Euro
zu, wie das Unternehmen in Göttingen mitteilte. Der entsprechende Umsatz sank
hingegen um 7,6 Prozent auf fast 820 Millionen Euro und fiel damit schlechter
aus, als Analysten geschätzt hatten. Nominal lag das Minus bei 9,3 Prozent.

Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank
um 13,8 Prozent auf 234 Millionen Euro. Die entsprechende Marge ging von 30,1
auf 28,6 Prozent zurück und fiel damit besser aus als von Analysten erwartet.
Hier setzt Konzernchef Kreuzburg im Gesamtjahr auch auf Rückenwind durch
Kostensenkungen. Unter dem Strich verdiente Sartorius im ersten Quartal
bereinigt um Sondereffekte mit 70 Millionen Euro 40 Prozent weniger als im
Vorjahr.

Kreuzburg will Sartorius auf mehr Effizienz trimmen. Unter anderem werde der
Einkauf optimiert, berichtete der Manager. Die Nachfrage nach benötigten
Materialien zur Produktion seitens Sartorius und der Konkurrenten war in den
vergangenen Jahren durch die Inflation und die knappe Verfügbarkeit hoch.

Um die Kundenaufträge dennoch bedienen zu können, hatte Sartorius auch
selbst hohe Lagerbestände aufgebaut. Diese sollen nun weiter zurückgeführt
werden, um das dadurch gebundene Kapital zu reduzieren und den Freien
Barmittelzufluss zu verbessern.

Außerdem sollen weitere Stellen abgebaut werden, berichtete Kreuzburg
weiter. 250 bis 300 Jobs sollen weltweit noch wegfallen. Der Konzernlenker
betonte, dass aber immer noch 60 Prozent mehr Personen bei Sartorius arbeiteten
als vor der Pandemie.

Die bestätigten Ziele für das laufende Jahr sehen ein Umsatzwachstum im
mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich vor. Die bereinigte operative
Marge soll wieder auf etwas über 30 Prozent steigen. Im vergangenen Jahr war die
Marge auf 28,3 Prozent zurückgegangen, nachdem sie 2022 noch bei 33,8 Prozent
gelegen hatte und sich damit in Richtung des eigentlich für 2025 avisierten
Ziels von 35 Prozent genähert hatte. Dieser Wert wird mittlerweile für 2028
angestrebt.

Dem Boom in der Corona-Pandemie war bei den Göttingern ein massiver
Nachfrageeinbruch gefolgt, der die Geschäfte unerwartet lange hatte lahmen
lassen und im vergangenen Jahr für einen Gewinneinbruch sorgte. Seit dem Ende
des dritten Quartals 2023 belebt sich die Nachfrage aber wieder.

Die zugrundeliegenden Trends seien ungebrochen, sagte Kreuzburg. Er sprach
von dem zunehmenden Bedarf für Medikamente, die bereits auf dem Markt seien,
beispielsweise zur Behandlung von Krebs und Diabetes. Gleichzeitig gebe es
laufend ermutigende Durchbrüche zur Behandlung für bislang nicht zu behandelnde
Krankheiten, wie Alzheimer. Beide Entwicklungen begünstigen seiner Meinung nach
die Geschäfte von Sartorius./lew/ngu/jha/

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