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dpa-AFX: ROUNDUP: BASF setzt nach Einbußen zum Jahresstart auf Besserung

LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Chemiekonzern BASF
sieht nach einem schwächeren Start ins neue Jahr eine Besserung. "Die Erholung
des Volumens setzte sich fort, wenn auch langsam", sagte der scheidende
Unternehmenschef Martin Brudermüller am Donnerstag vor seiner letzten
Hauptversammlung in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Dennoch könne noch
nicht von einer grundlegenden Trendwende gesprochen werden. Dazu müsse sich der
derzeitige positive Trend in den kommenden Quartalen fortsetzen. Die Aktie
schwankte am Vormittag mit moderaten Ausschlägen um ihren Vortagesschluss herum.

In das neue Jahr ist BASF wegen deutlich gesunkener Preise mit einem Umsatz-
und Ergebnisrückgang gestartet. Zudem belasteten negative Währungseffekte. Die
Erlöse in den ersten drei Monaten schrumpften im Jahresvergleich um gut zwölf
Prozent auf 17,6 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Donnerstag in
Ludwigshafen mitteilte. Der Preisrückgang sei vor allem auf die gesunkenen
Rohstoffpreise zurückzuführen, erläuterte Brudermüller. Im Geschäft rund um
Agrarchemie habe das Unternehmen die Preise leicht anheben können. Analysten
hatten mit mehr Erlös gerechnet.

Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und
Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) ging um 5,3 Prozent auf knapp 2,7 Milliarden
Euro zurück. Das war mehr, als Analysten erwartet hatten. Hier machte sich der
Sparkurs bemerkbar. Das Unternehmen begründete den Ergebnisrückgang vor allem
mit höheren Bonusrückstellungen. Belastend wirkten sich auch Rückgänge im
Geschäft mit der Agrarchemie sowie mit Beschichtungen und Katalysatoren. Unter
dem Strich fiel ein Gewinn von knapp 1,4 Milliarden Euro an - nach fast 1,6
Milliarden ein Jahr zuvor. Die Ziele für 2024 bestätigte der Chemiekonzern.

Für 2024 peilt BASF ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen
(Ebitda) sowie Sondereinflüssen zwischen 8,0 und 8,6 Milliarden Euro an. 2023
war der bereinigte operative Gewinn um fast 29 Prozent auf knapp 7,7 Milliarden
Euro zurückgegangen.

An diesem Donnerstag findet die letzte Hauptversammlung mit Unternehmenschef
Martin Brudermüller statt. Brudermüller wird mit Ablauf des Aktionärstreffens
das Ruder an Markus Kamieth übergeben.

Der scheidende BASF-Konzernchef hinterlässt seinem Nachfolger ein schweres
Erbe. Bei seiner letzten Präsentation von Jahreszahlen hatte der Manager im
Februar ein weiteres milliardenschweres Sparprogramm und einen erneuten
Stellenabbau im Stammwerk Ludwigshafen angekündigt. BASF macht in Deutschland
seit zwei Jahren einen Verlust. Der größte Produktionsstandort im BASF-Konzern
soll auch daher neu aufgestellt werden.

Konkret sollen am Sitz des Dax-Konzerns bis Ende 2026
zusätzlich jährlich Kosten von einer Milliarde Euro gespart werden. Wie viele
Stellen in Ludwigshafen wegfallen werden, ist noch unklar. Auch die Schließung
weiterer Anlagen wird nicht ausgeschlossen. Im Fokus steht vor allem eine
größere Profitabilität. Ein Zielbild will das neue Vorstandsteam dann in der
zweiten Jahreshälfte vorlegen. Von den weltweit knapp 112 000 Mitarbeitern waren
zuletzt in Ludwigshafen fast 39 000 beschäftigt, davon zwei Drittel in der
Produktion.

BASF als größter industrieller Gasverbraucher in Deutschland leidet wie
viele Chemieunternehmen unter den relativ hohen Energiepreisen hierzulande.
Bereits 2022 hatte die BASF-Führung denn auch wegen schwacher Geschäfte und
schwierigerer Rahmenbedingungen in Europa ein Sparprogramm angekündigt -
inklusive Stellenstreichungen und die Stilllegung energieintensive Anlagen etwa
für Ammoniak. Per Ende 2023 waren die Kosten auch dadurch um rund 600 Millionen
Euro gesunken; Ziel sind am Ende 1,1 Milliarden Euro. Insgesamt fallen für das
laufende und neue Sparprogramm rund 1,8 Milliarden Euro einmalig an.

Um den Chemiekonzern wieder profitabler zu machen, hatte BASF im Dezember
angekündigt, die Geschäfte rund um Agrarchemie, Batteriematerialien sowie Lacke
und Beschichtungen (Coatings) aus dem Verbundsystem zu lösen. Diese sollen in
rechtlich eigenständige Tochtergesellschaften umgewandelt werden. Diese Bereiche
hängen weniger stark mit dem Rest des Konzerns zusammen. Einem Verkauf der
Bereiche hatte Brudermüller aber eine Absage erteilt.

Zudem hatte BASF im Dezember den lange in Aussicht gestellten Verkauf von
Wintershall Dea an den britischen Ölkonzern Harbour Energy
mitgeteilt, der im vierten Quartal 2024 vollzogen werden soll. Ausgeklammert aus
der Transaktion ist das Russland-Geschäft von Wintershall Dea sowie der Anteil
an dem Gasnetzbetreiber Wiga. Letzterer wird an den Bund verkauft. Die
Transaktion soll im Sommer abgeschlossen sein. BASF hält gut 70 Prozent an
Wintershall Dea. Der Rest gehört LetterOne, einer
Beteiligungsgesellschaft./mne/stk

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