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dpa-AFX: KORREKTUR/Keine Ruhe bei Flatexdegiro: Bernd Förtsch will in den Aufsichtsrat

(Im siebten und achten Absatz wurden die Passagen mit den Aussagen des
Großaktionärs Bernd Förtsch zur Bewertung der Konkurrenten korrigiert.)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Turbulenzen beim Online-Broker Flatexdegiro
reißen nicht ab. Großaktionär Bernd Förtsch will sich auf der am
04. Juni stattfindenden Hauptversammlung in den Aufsichtsrat wählen lassen, wie
das Unternehmen am späten Freitagabend mitteilte. Dazu habe die von ihm
kontrollierte GfBk Gesellschaft für Börsenkommunikation ein sogenanntes
Ergänzungsverlangen zur Tagesordnung eingereicht. Er würde so Herbert Seuling
ersetzen, der am Freitag sein Ausscheiden aus dem Gremium aus persönlichen
Gründen bekannt gegeben hat.

Außerdem will Förtsch den Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Martin
Korbmacher, abberufen lassen. Bei Erfolg soll Axel Hörger in das Gremium gewählt
werden. Dieser wäre laut deren Angaben ein von GfBk unabhängiges Mitglied, hieß
es in der Mitteilung weiter.

Erst in der vergangenen Woche hatte Vorstandschef Frank Niehage seinen
Rückzug zum 30. April verkündet. Zuvor hatte Förtsch öffentlich mit der Arbeit
des Managers abgerechnet. Flatexdegiro begründete den Abgang mit
"unterschiedlichen Auffassungen zur strategischen Entwicklung" sowie dem Wohl
des Unternehmens. Die Suche nach einem Nachfolger laufe. Vorläufig sollen zwei
Vorstandskollegen die Gesellschaft führen.

Niehage stand seit Längerem in der Kritik. War der Handel von Kleinanlegern
auf den Plattformen von Flatexdegiro während der Corona-Pandemie in ungekannte
Höhen geklettert, brach das Geschäftsvolumen mit dem Anstieg von Inflation und
Zinsen sowie dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine ein. Zudem stellte die
Finanzaufsicht Bafin im Jahr 2022 in einer Sonderprüfung bei dem Broker eine
Reihe von Mängeln fest - und erhöhte die Kapitalanforderungen der Gesellschaft.

Im März hatte der Großaktionär Förtsch in einem Interview mit der
Unternehmensführung abgerechnet. Der Verfall des Aktienkurses und der geringe
Börsenwert von rund einer Milliarde Euro sei Folge einer "operativen,
strategischen und auch aufsichtsratstechnischen Fehlentwicklung", sagte er der
"Wirtschaftswoche".

Förtsch bemängelte in dem Interview fehlende Innovationen bei Flatexdegiro,
ein Verständnis für den Markt und "Produkte, die für Kunden super attraktiv
sind". So seien die früher einfachen Gebührenstrukturen von Flatex inzwischen
ähnlich undurchsichtig wie bei Wettbewerbern. Den Boom von Kryptowährungen wie
dem Bitcoin habe das Unternehmen verschlafen.

Der Wettbewerber Swissquote sei an der Börse mit umgerechnet
vier Milliarden Euro circa viermal so viel wert wie Flatexdegiro, sagte Förtsch
damals. Zudem werde der nicht an der Börse notierte Berliner Broker Trade
Republic ebenfalls mit rund vier Milliarden Euro bewertet.

Da der Aktienkurs von Flatexdegiro in den vergangenen Wochen unter anderem
wegen guter Ergebnisse im ersten Quartal stark gestiegen ist, hat sich der
Abstand inzwischen wieder verringert. Flatexdegiro ist an der Börse inzwischen
wieder 1,4 Milliarden Euro wert. Das ist allerdings immer noch deutlich weniger
als im Sommer 2021, als es mehr als drei Milliarden Euro waren.

Förtsch ist nicht nur Großaktionär von Flatexdegiro, sondern hat den
Vorläufer des Unternehmens vor 25 Jahren selbst gegründet. Direkt und indirekt
hält er immer noch knapp 20 Prozent aller Aktien der Gesellschaft./he/ck/zb

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